|
 |
 |
50 Jahre Wagner - Provinz
auf der Schaufel
Der Schriftsteller, Filmemacher
und Musiker Peter Wagner wird 50 Jahre alt - Am Gaußplatz
wird gefeiert
Wien - Peter Wagner schrieb Stücke wie "Lafnitz",
"Burgenland. Eine
Farce" oder "Oberwart.
Mon amour." Er machte Filme wie "Die
Roma-Schauer", schrieb Bücher wie "Aktion
am Drulitschweg" und verfasste Hörspiele. Mit aktionistischen
Interventionen löste er Debatten aus, ohne die die Selbstreflexion
der burgenländischen Gesellschaft unscharf bliebe. Peter Wagner
gilt als eine Verkörperung des Prinzips der Freiheit der Kunst,
nun wird er 50 Jahre alt. Der Aktionsradius Augarten bereitet ihm
mit einer Veranstaltungsserie am Gaußplatz 11 ist eine Art
Geburtstagsfest.
Szenische Lesung und Ausstellungseröffnung
Den Auftakt macht am 2. Mai (19.30 Uhr, Eintritt frei)
die szenische Lesung von "Inland.
Ein Bühnenpoem", das drei Jahre nach Beginn der schwarzblauen
Koalition als Versuch entstand, den Inlandsteil einer Profil-Ausgabe
vom Frühjahr 2003 zu "dramatisieren". An der Lesung
nimmt neben u.a. Clemens Berger, Alexander Benkö, Michaela
Hurdes-Galli und Alfred Masal auch Wagner selbst teil.
Darüber hinaus wird auch die Ausstellung "Das
Märchen der Musik" von Eveline Rabold mit Texten von
Peter Wagner eröffnet. Der 12-teilige Plakatzyklus, der mit
dem Burgenländischen Landeskulturpreis für Künstlerische
Grafik 2003 ausgezeichnet wurde, ist anschließend bis 2. Juni
am Gaußplatz 11 zu sehen.
"Österreich,
Liebling"
Wagner versteht seine Identität als Schriftsteller immer auch
politisch – so dass sich seine Textprojekte immer mit aktionistischen
Projekten paarten. So entstand 1980 eine "Aktion
Zigeunerdenkmal", die überhaupt das erste Mal in der
Geschichte des Burgenlandes an den Massenmord an den Roma in der
NS-Zeit hinwies. Neben dieser Aktion stellt der Autor am 9. Mai
(19.30 Uhr, Eintritt: 5 Euro) weitere politisch-künstlerische
und satirische Interventionen vor, wie die Motorsägensymphonie,
das Kery-Beobachtungskomitee,
das Projekt "Burgenland.
Eine Farce" oder die Roma-Sitcom.
Danach steht - nach Publikumsverkostung - eine Prämierung der
drei "Schlechtesten Weine des Burgenlands" auf dem Programm.
Es besteht die Erwerbsmöglichkeit des "Zertifikats für
Titellose: Botschafter der Provinz" um je 50 Cent.
Wenn die Arbeit los ist
Eine Woche später, am 16. Mai (19.30 Uhr, Eintritt: 5 Euro),
wird ein Dokumentarfilm von Christa Wagner über das Theaterprojekt
"Dorf. Interrupted" gezeigt: 15 Menschen aus dem Bezirk
Oberwart hatten durch die Initiative Peter Wagners und durch die
finanzielle Mitwirkung des AMS für zweieinhalb Monate eine
Anstellung erhalten, um eine Herausforderung anzunehmen, die für
die meisten absolutes Neuland bedeutete: das nicht eben unschwierige
Stück der jungen burgenländischen Autorin Katharina Tiwald
auf die Bühne zu bringen. Im Anschluss gibt es eine Diskussion
mit VertreterInnen von Projekt "Dorf. Interrupted", AMS,
AMS-Training, Wirtschaftsjournalismus und Sozialpartner. Dazu wird
Bohnensterz und Bohnenrahmsuppe, vom Regisseur persönlich gekocht,
serviert.
Die Uraufführung des Spielfilms "Die
eiserne Grenze", der im Jahr 1989 an der österreichisch-ungarischen
Grenze spielt, steht am 23. Mai (19.30 Uhr, Eintritt: 7 Euro) auf
dem Programm.
Eros Kadaver Projektil
20 Jahre nach "Paganinis
Kinder" steht Peter Wagner am 30. Mai im Shelter (Wallensteinplatz
7, 20 Uhr, Eintritt: 10 Euro) erstmals wieder mit einer eigenen
Formation und neuem musikalischen Ehrgeiz auf der Bühne. Mit
der Rock-Interpretation und damit der Wiederauferstehung des Lieds
"Waaßt du,
wo Auschwitz liegt" setzt Peter Wagner die Serie seiner
künstlerischen Auseinandersetzungen mit Purdy
Pista fort, den legendären Zigeunermusiker aus Oberwart,
den Wagner schon in
Hörspielen und anderen Erzählungen verewigt hatte.
(red)
Der Standard, 12. 5. 06, Panorama
AUSSENDUNG DES AKTIONSRADIUS
AUGARTEN
zur 5-teiligen Veranstaltungsreihe:
Für das vollständige Programm + FOTODOWNLOAD klicken
Sie bitte auf folgenden Link:
http://62.99.236.211/~evaschwingenschloegl/06_wagner/wagner.htm
50 JAHRE WAGNER
Provinz auf der Schaufel

Er schrieb Stücke wie Lafnitz (1990), Burgenland. Eine Farce
(1991), Die Nackten. Ein Erlösungsdrama (1995), Teufel, Tod
und Hex (1996), Oberwart. Mon amour. (1997), Die eiserne Grenze
(1997), Adi gusch! – Zigeunermonolog (2002), Inland –
Ein Bühnenpoem (2003), Die Kardinälin – Eine Ohnmacht
(2005). Er machte Filme wie Die Roma-Schauer (2004) oder Stefan
Horvath – Zigeuner aus Oberwart (2004). Er schrieb Bücher
wie Aktion am Drulitschweg (1981), Lafnitz. Ein Stück. (1992),
Todestag. Ein bäuerliches Schicksalsdrama (1993), Tetralogie
der Nacktheit. Vier Stücke (1995), Wenn wir einmal Engel sind
(2002). Er verfasste Hörspiele. Er löste mit aktionistischen
Interventionen Debatten aus, ohne die die Selbstreflexion der burgenländischen
Gesellschaft unscharf bliebe. Er ist die Verkörperung des Prinzips
der Freiheit der Kunst. Nun wird er 50: Die Veranstaltungsserie
am Gaußplatz 11 ist eine Art Geburtstagsfest. Peter Wagner
wird weiter machen, in allen Genres, und er wird Freund und Feind
überraschen... Mehr über ihn: www.peterwagner.at
VERANSTALTUNG
1
Dienstag, 2.5.
INLAND. Ein Poem.
DAS MÄRCHEN DER MUSIK.
Szenische Lesung und Ausstellungseröffnung.
Beginn: 19.30 Uhr, Eintritt: frei
Ort: Aktionsradius Augarten, 1200 Wien, Gaußplatz
11
Im Anschluss an Lesung und Ausstellungseröffnung
sind Fleischfresser zu Paprikahendl mit Nockerl und Fleischverweigerer
zu Eiernockerl aus einer burgenländischen Küche, nämlich
der von Ilse Rabold, eingeladen.
INLAND. Ein Poem.
von Peter Wagner
Szenische Lesung
MITWIRKENDE:
CLEMENS BERGER - Autor ("Der gehängte Mönch",
"Paul Beers Beweis")
ALEXANDER BENKÖ - Schauspieler ("Dorf.
Interrupted" - siehe 3. Abend des Peter-Wagner-Schwerpunktes
am Gaußplatz)
STEFAN HORVATH - Autor ("Ich war nicht in
Auschwitz" - portraitiert im Film "Stefan Horvath, Zigeuner
aus Oberwart" von Peter Wagner)
MICHAELA HURDES-GALLI - Schauspielerin, Regisseurin
(weibliche Hauptrolle in "Die Eiserne Grenze" - siehe
4. Veranstaltung des Schwerpunktes)
ALFRED MASAL - Geschäftsführer Offenes
Haus Oberwart (Produktionsleitung bei zahlreichen Inszenierungen
von Peter Wagner)
EVELINE RABOLD - Bildende Künstlerin, Grafikerin,
Sängerin ("Das Märchen der Musik" - gleichzeitige
Ausstellungseröffnung - siehe unten)
CHRISTOPH F. KRUTZLER - Schauspieler (männliche
Hauptrollen in die "Die Eiserne Grenze" und anderen Filmen
von Peter Wagner)
KATHARINA TIWALD - Autorin ("Schnitte*Portraits*Fremde",
"Unbekanntes St. Petersburg", "Dorf. Interrupted"
- siehe 3. Abend des Schwerpunktes)
PETER WAGNER

„Inland. Ein
Poem“ ist ein Jahr nach Beginn der schwarzblauen
Koalition als Versuch entstanden, den Inlandsteil einer Profil-Ausgabe
vom Frühjahr 2001 zu „dramatisieren“, und zwar
nicht nur die Artikel, sondern auch die Werbeinserate, Glossen und
Inhaltsangaben. Ein Hörspiel gleichen Titels wurde 2004 vom
ORF-Ö1 ausgestrahlt, allerdings unter Umgehung aller politisch-zeithistorischen
Querbezüge und Namensnennung der handelnden Personen aus der
österreichischen Innenpolitik.
Die nun stattfindende Lesung aus dem umfangreichen Material konzentriert
sich auf jene Passagen, die im ORF-Staatsradio nicht gesendet wurden
(werden durften).

Aus einem Brief von Peter W.:
„inland. ein bühnenpoem“ ist in einer Phase entstanden,
in der es mir nicht so gut ging, zumal sich durch den plötzlichen
Überhang an z.T. unfinanzierbaren Filmarbeiten eine Art literarischen
Schuldgefühls bei mir breit machte und ich mich ohne Rücksicht
auf Verluste in das Herausschreiben traumatischer eigener und österreichischer
Verquerungen begab, eben anhand einer Profil-Ausgabe vom Frühjahr
2001. Ich weiß nicht, ob und wie viel davon brauchbar ist,
im Grunde ist es dramatisches Material, mit dem man verfahren kann,
wie man will. Ich bin zwar sonst gegen das Verstreuen von Beliebigkeiten,
aber in diesem Fall sind sie der Inhalt – so wie ich politische
und persönliche Identitäten/Realitäten zur Zeit erlebe,
da ist es dann („Im Reigen der Profile“ – eine
Paraphrase auf Schnitzler) völlig wurscht, wer mit wem fickt,
weil ohnehin jeder mit jedem kann und nicht kann. „inland“
ist also keine Diagnose, sondern ein Zustand, ein Zuspitzung auf
das Beliebige, das wie in einem Dschungel wuchert und zur Expedition
auffordert.
DAS MÄRCHEN DER MUSIK
von Eveline Rabold
Ausstellungseröffnung

Der 12-teilige Plakatzyklus "Das
Märchen der Musik" von Eveline Rabold mit
Texten von Peter Wagner, der bis 2. Juni am Gaußplatz 11 zu
sehen ist, wurde mit dem Burgenländischen Landeskulturpreis
für Künstlerische Grafik 2003 ausgezeichnet. Aus der Jurybegründung:
„Die Künstlerin verbindet im eingereichten Werk ein Märchen,
einen märchenartigen Text – der deutlich lesbar als Kommentar
zum Zeitgeschehen mit computergenerierten Bildern in einer sehr
verwobenen, intelligenten und auch vielschichtigen Balance kommuniziert.“
2
Es war einmal ein Riese.
Er stapfte gewaltigen Schrittes
aus einem Traum heraus und kam in den Wald.
Sein betrunkenes Lachen verschreckte die Rehe,
seine Stiefel zerbrachen die Kiefern und Tannen,
zertraten das wuchernde Geäst,
verwüsteten die Nester des Phönix.
Wo er ging, hinterließ er eine Spur im Wald.
Man nannte sie den „Kreuzzug des Riesen“.
Wer sich die Mühe macht,
ihr zu folgen,
der kommt direkt ans Meer.
Dort war der betrunkene Riese
zielstrebig hinein gewatet in der Hoffnung,
in einen neuen Traum zu geraten.
Erst das Wasser des Meeres
ließ sein betrunkenes Lachen für immer verstummen ...
3
Es war einmal eine Träne,
die fiel auf den Rücken einer Hand.
Dort zerrann sie.
Die Hand aber griff nach einer Blume,
köpfte sie
und zerfiel zu Staub ...

VERANSTALTUNG
2
Dienstag, 9.5.
ÖSTERREICH, LIEBLING.
30 JAHRE P.A.SCH (Provinz Auf Der Schaufel).
Erzählung aus der Provinz eines Schriftstellers und Regisseurs
in Texten, Inszenierungen, Aktionen, Film- und Hörbeispielen
Danach Prämierung der 3 „Schlechtesten
Weine des Burgenlands“ nach Publikumsverkostung
und Erwerbsmöglichkeit des „Zertifikats für Titellose:
Botschafter der Provinz“ um je 50 Cent.
Dazu: Grammelpogatscherl
Aus der Aussendung des Aktionsradius Augarten:
"Peter Wagner versteht seine Identität als Schriftsteller
immer auch politisch – sodass sich seine Textprojekte immer
mit aktionistischen Projekten paarten. So entstand 1980 mit der
Gruppe "Oawaschlschluifer" eine „Aktion Zigeunerdenkmal“,
die überhaupt das erste Mal in der Geschichte des Burgenlandes
auf den Massenmord an den Roma in der NS-Zeit hinwies. Neben dieser
Aktion stellt der Autor an diesem Abend weitere politisch-künstlerische
und satirische Interventionen vor, wie die Motorsägensymphonie,
das Kery-Beobachtungskomitee, das Projekt „Burgenland. Eine
Farce“ oder die Roma-Sitcom."
Beginn: 19.30 Uhr, Eintritt: 5 Euro
Ort: Aktionsradius Augarten, 1200 Wien, Gaußplatz 11
siehe zu allen Veranstaltungen:
http://62.99.236.211/~evaschwingenschloegl/06_wagner/wagner.htm
und/oder
www.peterwagner.at






VERANSTALTUNG
3
Dienstag, 16.5.
WENN DIE ARBEIT LOS IST.
Wiener Erstaufführung.
Dokumentarfilm von Christa Wagner über das
Theaterprojekt „Dorf.
Interrupted“, eine Initiative des Regisseurs
Peter Wagner mit dem AMS und dem Offenen Haus Oberwart
Beginn: 19.30 Uhr, Eintritt: 5 Euro
Ort: Aktionsradius Augarten, 1200 Wien, Gaußplatz
11
Einführung:
Katharina Tiwald, die Autorin des Stücks, liest aus ihrem Artikel
"Es lebe das Dorf"
Anschließend Diskussion über Chancen künstlerischer
Projekte für Arbeitslose
Dazu: Bohnensterz, Bohnenrahmsuppe (vom Regisseur
persönlich gekocht) mit einem kurzen Einleitungsfilm zum "Arme-Leute-Essen"
Bohnensterz

15 Menschen aus dem Bezirk Oberwart hatten durch die Initiative
Peter Wagners und durch die finanzielle Mitwirkung des AMS für
zweieinhalb Monate eine Anstellung erhalten, um eine Herausforderung
anzunehmen, die für die meisten absolutes Neuland bedeutete:
das nicht eben unschwierige Stück der jungen burgenländischen
Autorin Katharina Tiwald auf die Bühne zu bringen. „Wie
man die Neugierde auf das Fremde leben lässt und sich doch
Integrität und Schutz des Eigenen im Fremden bewahrt“
- so lautete die Philosophie des Regisseurs Peter Wagner zur Arbeit
der Mitwirkenden. Die Inszenierung versuchte, den Mitwirkenden das
jeweils persönliche Kapital auf der Expedition ins Fremde abzuringen.
Christa Wagner, die Schwester des Regisseurs, begleitete das Projekt
mit ihrer Kamera. Ihr Film „Wenn die Arbeit los ist“
wird hiermit erstmals in Wien präsentiert.

Wenn die Arbeit los ist
von Wolfgang Weisgram, DER STANDARD Printausgabe
28.1.2006
Unterstützt vom AMS, haben Langzeitarbeitslose im Südburgenland
ein von Peter Wagner inszeniertes, zauberhaftes Theaterstück
auf die Bühne gebracht.
Oberwart – Gut drei Jahre lang hat Peter Wagner vergeblich
nach einem Financier gesucht, um den Text einer der bemerkenswertesten
jungen österreichischen Autorinnen, Katharina Tiwald, auf die
Bühne zu bringen. Bis er schließlich ins Oberwarter Büro
des AMS marschierte. Mit einer vagen Idee, für die man dort
– "für mich selbst überraschend" –
offene Ohren hatte. Und so wurde aus der Theaterproduktion ein Projekt
für Langzeitarbeitslose aus dem Südburgenland.

Keine Peinlichkeit
Donnerstagabend hatte das Stück "Dorf.Interrupted"
Premiere im Offenen Haus Oberwart (OHO), und es war keineswegs der
von manchen befürchtete, laienhaft heruntergebogene Abend,
sondern eine zauberhafte, jede Klippe möglicher Peinlichkeit
umschiffende Aufführung, die unter anderem davon lebt, dass
die sperrigen, sich an den Wortsinnen entlang hantelnden Textkaskaden
gerade im Verständnisbemühen der Nichtprofis einen tönenden
Resonanzkörper gefunden haben.

70 kamen zum Casting
So gelungen diese Aufführung auch war: Peter Wagner, der im
Südburgenland lebende Schriftsteller mit der ausgeprägten
Theaterpranke, sprach dennoch lieber übers Projekt selbst und
die – vom AMS dorthin quasi in Schulung geschickten –
Menschen, die es trugen. 70 kamen zum Casting. 15 davon waren "verrückt
genug, sich das anzutun". Aber auch von diesen wollten die
meisten eher hinter die Bühne.

Handwerker für die Bühne
Einer, erzählt Wagner, habe den Traum, Pressefotograf zu werden.
Also schickte Wagner ihn durchs Land, Dorfbilder zu sammeln. Das
Bühnenbild, ein alter Dachstuhl, war die Idee und die Tat eines
Handwerkers, "die Masken verdanken ihr Dasein der kreativen
Potenz einer zweiundzwanzigjährigen so genannten Freizeitmalerin",
selbst die Website war kein Fall fürs Outsourcing. Vier aus
dem Team haben schließlich den Schritt an die Rampe gewagt.

Modellcharakter
Das AMS hat für zweieinhalb Monate die Anstellung übernommen.
Und Wagner glaubt, dass dieses Projekt Modellcharakter haben könnte.
"Was das für das Selbstwertgefühl der Menschen bedeutet,
kann man gar nicht hoch genug einschätzen." Nicht nur
für die vier Schauspieler. "Es ist darum gegangen, im
Team zu arbeiten, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen."
Und nicht nur das: "Die wichtigste Erfahrung ist wohl die,
etwas durchgezogen, fertig gemacht zu haben."


VERANSTALTUNG
4
Dienstag, 23.5.
DIE EISERNE GRENZE.
Spielfilm von Peter Wagner, Ö 2003/06, 120 min, Uraufführung.
Co-Veranstalter KINOKI.
Beginn: 19.30 Uhr, Eintritt: 7 Euro
Ort: Aktionsradius Augarten, 1200 Wien, Gaußplatz
11
In den Hauptrollen: Michaela Hurdes-Galli und
Christoph F. Krutzler.
In Nebenrollen: Alexander Benkö, Monika Hegedüs
Nemeth, Zsolt Major, Bastian Schachenhofer, László
Somogyi und Katharina Tiwald
Musik: Gerald Schönfeldinger
Kamera: Mario Minichmayr
Buch und Regie: Peter Wagner
Unabhängige Autorenfilmproduktion - Peter Wagner`s EROS KADAVER
FILM 2006
Unterstützt vom der BKA-Filmförderung und dem Land Burgenland.
Zwischen der Idee für "Die Eiserne Grenze" und dem
fertigen Film liegen 17 Jahre, zwischen dem ersten Dreh und dem
Endprodukt immerhin 3 Jahre. Es war speziell die österreichisch-ungarische
Grenze im Südburgenland, die den Autor Peter Wagner schon in
Kindes- und Jugendtagen so intensiv beschäftigt hatte: beinahe
jeden Sonntag war er mit seinem Moped nach Rechnitz oder Eisenberg
gefahren, um dort stundenlang über jenen Zaun zu sehen, der
angeblich ganze Machtblöcke und ideologische Welten trennte.
War es nicht zugleich auch eine metaphysische Grenze gewesen, jener
Ort des Verborgenen und Verbotenen, der diese obskure Anziehung,
ja Faszination ausmachte?

Der nun entstandene Film ist das Produkt des Wachküssens einer
alten Erinnerung, wenn auch auf stilisiert anderer Ebene: die Machtblöcke
toben sich in der An- und Beziehung der Geschlechter aus, die propagierte
Suche nach einander ist mit einem profunden, genauso persönlich
wie ideologisch geprägten gegenseitigen Mißtrauen unterfüttert,
das aber seinerseits wieder den Reiz aller Anziehung ausmacht. Immerhin
aber scheint das dort an diesem durchwachsenen Ort gepflegte Missverständnis
zumindest nach einem kleinen Punkt von Wahrheit zu schielen: es
könnte das Missverständnis selbst die Wahrheit sein, in
der kleinen, unscheinbaren Begegnung zweier Menschen inmitten größerer
welthistorischer Bewegungen genauso wie in der historischen Wende
selbst, da man in Wiedervereinigungen geht wie in Ehen, die schon
nach den ersten Monaten einer Prüfung an der Realität
der vermeintlichen Siegermacht zu scheitern drohen.

Zum Inhalt:
Sommer 1989. Die Tagesnachrichten im Österreichischen Fernsehen
melden eine Massenflucht von DDR-Bürgern über die österreichisch-ungarische
Grenze, wie sie seit dem Berliner Mauerbau nicht mehr stattgefunden
hat. Mehrere Hundert Menschen hatten die Gelegenheit genutzt, sich
im Zuge eines sog. "Paneuropäischen Picknicks" mehr
oder weniger unbehelligt über die Grenze zu bewegen und im
goldenen Westen zu landen. In den Folgetagen wird die Grenzkontrolle
seitens der ungarischen Behörden verstärkt, was aber nicht
verhindern kann, dass immer mehr DDR-Bürger versuchen, illegal
das ohnehin nicht überwältigende Konstrukt des Grenzzaunes
zwischen Österreich und Ungarn zu überwinden.
Aus einer gewissen Neugierde heraus und nach Sichtung von Fotos
einer Kirchenruine, die direkt an der Grenze steht, wagt sich eine
junge Volksschullehrerin durch unwegiges Gelände an diesen
Grenzzaun heran. In ihrem Antrieb steckt wohl auch eine gewisse
Fadesse, denn die gebürtige Wienerin hat die Stelle in einem
Kaff am Ende der Welt nur angenommen, weil sie in Wien selbst keine
finden konnte und sich für die Stelle in diesem Ort sonst niemand
interessiert hatte.
Nun steht sie unbedarft vor einer Grenze, die wie ein etwas zu hoch
geratener Gartenzaun erscheint - und wird schon in der ersten Begegnung
mit der harten Realtität konfrontiert, die sie im Dickicht
allerdings nur akustisch mitverfolgt: ungarische Grenzsoldaten verfolgen
einen Flüchtling, es fallen Schüsse.
Trotz dieses Erlebnisses riskiert sie einige Tage später einen
neuerlichen Gang an den Grenzzaun. Und dieses Mal widerfährt
ihr ein Erlebnis ganz anderer Art: sie trifft auf einen jungen Mann
auf der anderen Seite des Zaunes, der dem Freiwilligen Grenzschutz
angehört und den von der deutschen Minderheit in Ungarn gepflegten
hianzischen Dialekt spricht. Die Möglichkeit, einander näher
zu kommen, entwickelt sich nicht trotz sondern gerade wegen des
vorhandenen Zaunes, der zunächst als sichere Schutzbarriere
fungiert.
Und es ist auch der Zaun, der den eigentlichen Reiz der Begegnung
zwischen den beiden Menschen provoziert. Er schafft eine verbotene
Zone, die gerade deshalb eine unerhört anziehende Beziehung
zwischen den beiden bewirkt. Diese Grenze ist eigentlich auch die
innere Grenze des ständigen Kampfes um diese Anziehung.
Gemeinsam und gemeinsam gegeneinander tragen sie ihre immer verwegener
werdende Fantasie auf eine sexuelle Begegnung aus, die wesentlich
von dem Vorhandensein dieses Zaunes geprägt ist, der ihnen
aber gleichzeitig von dengroßen zeithistorischen Veränderungen
weggenommen zu werden droht.

Ohne es zu merken gleiten sie in ein Desaster, das von gegenseitiger
Anziehung und Abstoßung genauso geprägt ist wie von suchtartiger
Suche nach einander und zynischer Reflexion des jeweils anderen.
So werden diese beiden Menschen letztlich auch zu einer Metapher
für den gegenseitigen Umgang der unterschiedlichen politischen
und gesellschaftlichen Systeme von Ost und West, die sehr bald nach
dem Fall des Eisernen Vorhangs nach Annäherung und Vereinigung
suchten.
Die kurze Beziehung zwischen „Christl“ und "Bela"
(am Ende kennen sie noch immer ihre eigentlichen Namen nicht) ist
denn auch in dem Augenblick zu Ende, als der Zaun zwischen ihnen
abgerissen wird.
In der zwischenzeitlich renovierten Kirche von St. Emmerich, die
nun auch von österreichischer Seite frei zugänglich ist,
stoßen sie fünfzehn Jahre später bei einem Gottesdienst
zufällig wieder aufeinander ...
Eine Besonderheit stellt die Musik von Gerald Schönfeldinger
dar: sie wurde komponiert für Glasinstrumente, die mit ihrem
genauso schwebenden wie mitunter schrillen Timbre jene zerbrechliche
Atmosphäre nachvollzieht und suggestiv unterstützt, die
von Anfang an auf der Beziehung zwischen den beiden Hauptprotagonisten
liegt.
Siehe dazu www.glasharmonika.at
Dazu: Szegediner Gulasch (vom Autor und Regisseur
persönlich gekocht), Krautstrudel.



VERANSTALTUNG 5
Dienstag, 30.5.
PETER WAGNERS EROS KADAVER
PROJEKTIL.
Eine Erzählung in Rock
Premiere
Einlass: 20.00 Uhr, Eintritt: 10 Euro
Ort: Shelter, 1200 Wien, Wallensteinplatz 7

Besetzung: Rainer Paul – e-guit, Herbert Kopitar
– b, computer, Pascal Holper – dr, perc, Patrik
Langer – keyb, Eveline Rabold – voc, Peter Wagner –
voc, guit
Zwanzig Jahre nach „Paganinis Kinder“ steht Peter Wagner
erstmals wieder mit einer eigenen Formation und wieder erwachtem
musikalischen Ehrgeiz auf der Bühne. Mit der Rock-Interpretation
und damit der Wiederauferstehung des legendären Lieds „Waaßt
du, wo Auschwitz liegt“ setzt Peter Wagner die Serie seiner
künstlerischen Auseinandersetzungen mit Purdy Pista fort, dem
legendären Zigeunermusiker aus Oberwart, den Wagner schon in
Hörspiel, Erzählung, Theaterstück und Film verewigt
hatte.
Der Blick in die musikalische Vergangenheit stellt allerdings eine
Ausnahme im Programm des EKP dar: der überwiegende Teil der
Rocksongs mit zum Teil bewusster wenn auch sehr schräger Anlehnung
an den Pop ist neuesten Datums, entstanden im genauso trivialen
wie poetischen Bedürfnis nach Hingabe an die paradoxe Ordnung
der Welt, die letztlich nur im Widerstand enden kann.
Dort drüben geht das Mädchen
mit unerschrock´nem Schritt
Unter ihrem Hemdchen
eine Menge Dynamit
Es ist die ganze Ladung
für hundertfachen Tod
ihr Ziel, es ist präzise
ihr Ziel ist blutig rot ...
Aus: Requiem für eine lebende Bombe
Ich sah mich an und war allein
Ich fing den Klon mir als Gefährten ein
Du bautest Gräber schon aus weißem Stein
und nahmst mich lächelnd, stolz und groß
versenktest gurrend mich in Deinen Schoß ...
Aus: Déjà vu

Paul Rainer - Jg. 1978, Südburgenland. Studium
der Jazzgitarre in Wien. Seit frühen Jugendtagen als Gitarrist,
Komponist und Sänger von Formationen wie „Racial Abuse“
oder „Mesiac“. Startet z.Z. ein musikalisches Soloprojekt.
Zuletzt Komponist der Bühnenmusik zu „Dorf. Interrupted“
(Tiwald/Wagner), gemeinsam mit Franz Bogendorfer.

Herbert Michael Kopitar - Jg 1978, Elektrotechnik
Studium in Graz. Studienlehrgang für Musik und Medientechnologie
am Bruckner-Konservatorium in Linz. Diplom zum Musik- und Medientechnologen.
Eletroacoustic music performance in der „Galerie Maerz „
in Linz. Mehrere Kurzfilme, u.a. auch "Seelen Suchen"
über das Attentat von Oberwart. (26 min, 2005)

Pascal Holper - Jg 1983, Drummer, Komponist, Maler.
Ausdruckskünstler. Seit Kindheitstagen auf zahlreichen Tourneen
u.a. mit "Racial Abuse" und "Cameran". Am 5.
Juni gelangt sein Projekt „automatic“ im Offenen Haus
Oberwart zur Uraufführung: Innen- und Außengeräusche
des Autos, D´n´B-lastig, realtime-audio-manipulation
– das Auto als Percussions-Instrument.
Patrick Langer - Jg. 1970, Klavier ab dem 7. Lebensjahr,
erlernt bei der Großmutter, der Gründerin der Musikschule
Pinkafeld. Tätig bei verschiedenen Formationen der Provinz,
u.a. "Success" und "Kixx". Co-Komponiost und
Arrangeur des Musicals "Der Glöckner von Notre Dame".
Eveline Rabold - Jg. 1974, Grafikausbildung an der Ortweinschule
Graz. Ausbildung in klassischem und Jazz-Gesang. Mehrere Hauptrollen
in Musical- und Rockopernproduktionen. Ihr Plakatzyklus "Das
Märchen der Musik" erhielt Burgenländischen Landespreis
für Künstlerische Grafik 2003 und ist z.Z. im Aktionsradius
Augarten, Gaußplatz 11, 1200 Wien zu sehen.
webauftritt: www.rabold.at

Peter Wagner - Jg 1956, Autor und Regisseur von
Stücken wie "Die Mühle", "Lafnitz",
"Die Nackten", "Oberwart. Mon amour", "März.
Der 24" und Filmen wie "Stefan Horvath - Zigeuner aus
Oberwart", "mein engel mein land - roadmovie", "Die
Eiserne Grenze". LPs und CDs u.a.: "Paganinis Kinder -
Paganinis Finger" (1986), "Fledermäuse" (Doppel-LP
1989), "Die Bombe am Kinderspielplatz" (1996), "Die
schwarze Kaiserin - I kali tschasarkija" (1998)
Webauftritt: www.peterwagner.at
Kurier-Tipp
www.shelter.at
Artikel über Peter Wagner (Auswahl)
|
 |
 |
 |
|
  |