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Das Haus, in dem
das Burgenland zugespitzt wird
Team:
Wagner (li.) ist neuer Obmann, Masal bleibt Geschäftsführer
Oberwart - Es gibt Orte, an denen ein Land sich zuspitzen kann.
Nicht, dass es dort zu sich findet. Fast im Gegenteil: An den Zuspitz-Orten
findet so ein Land bloß zu seinen Möglichkeiten, seinen
Potentialen. Und die sind nicht selten das Gegenteil dessen, was
ist.
Im südburgenländischen Oberwart gibt es so einen Land-Spitzer
seit dreißig Jahren. Es nennt sich Offenes Haus Oberwart,
OHO also, und ist Burgenlands einziges kreatives Haus. Eines also,
das nicht bloß Veranstaltungen veranstaltet (was ja eh löblich
genug wäre), sondern darüber hinaus auch Produktionen
produziert: Theater, Musik, Tanz.
Peter Wagner, Mitinitiator im Jahr 1981 und jetzt wieder Obmann
des Trägervereins, beschreibt die Intention des OHO so: "Wir
wollen regionalen Stoffen eine überregionale Bedeutung verleihen."
Das ist den Südburgenländern ein ums andere Mal gelungen.
1993 etwa mit dem Text des bosnischen Dichters Kemal Mahmutefendiæ,
der in einem Flüchtlingsheim in Güssing gesessen ist und
über den absurden Krieg in seiner Heimat schrieb.
Eine für Österreich wirklich essentielle Rolle spielte
dieses OHO, das 1981 als "Jugendhaus Oberwart" zur Welt
gekommen ist, im Jahr 1995. Vier Oberwarter wurden durch eine perfide
Sprengfalle ermordet, Land und Stadt waren wie gelähmt, nur
die oft belästerten OHOler fassten sich. "Das war sicher
die wichtigste Sache des Hauses, dass wir da sofort reagiert haben",
sagt Horst Horvath, der Mitbegründer des Hauses, der stets
das Soziale im Blick behielt.
Silvester-Premiere
Spätestens seit dem Attentat ist das OHO auch das Haus der
Roma. Stefan Horvath, der durch den Mord einen Sohn verlor und seither
schreibt und schreibt, wurde hier aufgeführt. Er ist nicht
der einzige Dichter aus der Region. Clemens Berger schrieb Stücke
fürs Haus. Und am Silvestertag hat - wieder einmal - Katherina
Tiwald Premiere. Mit einem durchaus OHO-typischen Stück. Regisseur
Wagner: "Das ganze Jahr über präsentierte sich das
Burgenland als Heimat von Franz Liszt. Wir sagen: He, da war doch
noch was." Das Cosima-Projekt nämlich. So heißt
das Stück, das sich um die Liszt-Tochter Cosima Wagner dreht.
Wolfgang Weisgram/DER STANDARD, Printausgabe, 31.12.2011/1.1.2012)
Offenes Haus Oberwart: Bastion voller Kämpfer
Der neue Vorstand rund um Regisseur Peter Wagner will dem
OHO wieder mehr öffentliches Gewicht verleihen.
Die Persönlichkeit des Hauses könne sich
durchaus etwas verändern und einen neuen Schliff bekommen.
Selbstbewusst und kämpferisch präsentieren wir uns, als
Antipode zur Hochglanzkultur", erklärt der neu gewählte
OHO-Obmann Peter Wagner im KURIER-Gespräch.
Vorstand
Der Regisseur und Schriftsteller war schon bei der Gründung
des Jugendhauses in den 80er Jahren dabei, seit Sonntag leitet er
den achtköpfigen Vorstand des Offenen Hauses. Er will das OHO
wieder verstärkt in den öffentlichen Diskurs einbinden,
mit den "spielerischen Mitteln der Kunst".
Ein Hauptaugenmerk solle auf Theatereigenproduktionen liegen. "Beim
Fördergeber muss ein Verständnis für Theater geschaffen
werden, auch wenn Eigenproduktionen viel Geld kosten", sagt
Wagner. Junge Autoren aus der Region würde es genug geben,
die auch große Stücke schreiben können, wie Katharina
Tiwald oder Clemens Berger.
Aber auch die junge Musikszene soll wieder verstärkt ans Haus
gebunden werden. "Dazu haben wir Georg Müllner im Vorstand,
der selbst Musiker ist und Bassist bei der Band Cameron war",
erklärt Wagner. In Sachen Galerie und bildende Kunst seien
im Vorstand der Künstler Wolfgang Horwath und Marianne Mészáros,
die Erfahrungen im Kunstmarketing mitbringt, vertreten. Allgemein
sieht Wagner in der neuen Besetzung des Gremiums "einen qualitativen
Sprung".
Die Geschäftsführung wird weiterhin Alfred Masal inne
haben. Finanziell stehe das Haus gut da. "Kultur ist das Luxusgut
einer Gesellschaft", erklärt Wagner, ohne Förderungen
würde es nicht gehen. Die etablierten Schienen wie die Tanz-
und Filmtage oder die Buchwoche würden weiterhin bestehen.
"Für mich ist das OHO nicht nur ein gewachsenes Juwel
mit einer soliden Struktur, sondern geradezu eine Bastion trotzigen
Beharrens auf dem je Eigenen der Kunst - und das ist gerade deshalb
so reizvoll, weil sich diese Bastion mitten in der Provinz erhebt",
sagt Wagner. Für die kommenden zwei Jahre werden Wagner und
sein Team die Geschicke des Offenen Hauses leiten.
Roland Pittner, Kurier, Burgenland-Ausgabe, 22.
Juni 2011
Artikel über Peter Wagner (Auswahl)
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