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Textauszug
"Jeder
Tag ein Aschermittwoch und der Tag davor ein Karneval"
1
DANIEL F. (setzt mit großer Geste an): Eines Tages
....
DANIELA (nimmt ihm das Wort weg, unscheinbar): Ja wahrscheinlich
eines Tages ...
DANIEL: Wieso wahrscheinlich?
DANIELA: Na vielleicht eines Nachts.
DANIEL (setzt mit großer
Geste an): Eines Tages oder
eines Nachts ...
(Wird unterbrochen von einer Horde Steckenpferdreiter, die als
Cowboys, Zorros, Indianer über die Bühne galoppieren
und im Chor singen, was gerade noch als Singen - nur halt mit percussivem
Lärm
verbunden - zu deuten ist:)
CHOR DER STECKENPFERDREITER: Wir machen eine EU-Projekt, wir machen
ein EU-Projekt, wir machen ein EU-Projekt ....
(Der
Chor der Steckenpferdreiter verschwindet wieder.)
DANIEL (schüttelt nachdenklich den Kopf, setzt wieder an): Eines
Nachts also ...
DANIELA (wie oben): Ja wahrscheinlich eines Nachts ...
DANIEL (räuspert
sich, um sich zu korrigieren): Eines
Tages oder eines Nachts, da sagte Mama ...
(Der
Chor der Steckenpferdreiter erscheint diesmal von der anderen Seite.)
CHOR DER STECKENPFERDREITER: Wir machen ein EU-Projekt, wir machen
eine EU-Projekt, wir machen ein EU-Projekt...
DANIEL (unterbricht wütend): Das ist mein Auftritt!
CHOR
DER STECKENPFERDREITER: Irrtum, lieber Daniel! Das ist nicht dein
Auftritt, das ist ein EU-Projekt.
DANIEL: Was heißt das: das
ist ein EU-Projekt. Was ist ein EU-Projekt?
CHOR: Was ist ein EU-Projekt?!
Na so was, der Kerl weiß nicht
einmal, was ein EU-Projekt ist. Na so was, na so was, na so was! (Sie
reiten wieder ab, skandierend:) Wir machen ein EU-Projekt, wir
machen ein EU-Projekt, wir machen ein EU-Projekt ...
DANIEL (ziemlich aufgebracht): Aber was ist das?!
DANIELA (lässig,
ganz ruhig): Hast du nicht gesagt,
das ist dein Auftritt?
DANIEL (setzt sich trotzig im Schneidersitz auf den Boden, dreht
sich weg): Ja, aber wenn ich dauernd unterbrochen werde.
DANIELA:
Gib´s zu, du weißt
nur nicht weiter.
DANIEL: Sicher weiß ich weiter, aber sobald ich beginne, kommt
mir immer so ein blödes EU-Projekt dazwischen.
DANIELA (mit
großer Geste): Eines Tages oder eines
Nachts, da sagte Mama: ... au! Genau, sie sagte: au, es zieht.
DANIEL (springt voller Begeisterung auf): Genau, sie sagte:
au! (Sieht sich um, ob die Steckenpferdreiter kommen. Da sie
ausbleiben, klatschen sich Daniel und Daniela in die Hände.)
DANIEL UND DANIELA: Genau, sie sagte: au, es zieht. (Sie
greifen sich beide an den Bauch, so als ob sie schwanger wären;
mit Schmerzen): Es zieht, es zieht da drin in meinem Bauch.
DANIELA:
Denn der Bauch ...
DANIEL: Der Bauch der Mama ...
DANIELA: Der Bauch der Mama ...
DANIEL: War randvoll ...
DANIELA: Womit?
DANIEL: Na mit dir. Du warst schon neun Monate lang
im Bauch der Mama ...
DANIELA: ... und sagtest: na was sagtest du?
DANIEL: Ja was sagtest
du?
DANIELA: Erinnere dich! Du sagtest ...
DANIEL: Du sagtest: He Mama,
jetzt reicht´s mir aber, ich
will jetzt endlich raus da aus dem Bauch, ist schon alles ziemlich
eng hier drin.
DANIELA: Genau, das sagtest du. Und dabei strecktest
du dich kräftig,
und Mama sagte: Au!
DANIEL: Au, genau!
DANIELA: Nun ...
DANIEL: Nun, was nun?
DANIELA: Deine Mama sagte: naja gut, wenn´s dir nicht mehr
gefällt in meinem Bauch, dann eben raus mit dir.
DANIEL: Einfach:
raus mit dir!
DANIELA: Und dann bist du einfach raus.
DANIEL: So einfach?
DANIELA: Ganz einfach. Sonst wärst du heute
ja nicht hier.
DANIEL: Auch wieder wahr.
DANIELA: Einfach hindurch durch einen -
zugegeben: schmalen Ausgang.
DANIEL: Ziemlich schmalen Ausgang. Du
musstest dich schon ziemlich schmal machen, um da durchzuschlüpfen
...
DANIELA: ... und um Mama nicht allzu sehr zu strapazieren.
DANIEL:
Kurzum: Kuh und Kalb haben´s überlebt.
DANIELA: Dann aber
...
DANIEL: Was dann aber?

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