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Offener Brief an den Landeshauptmann
von Burgenland / Interview mit Peter Wagner auf derStandard.at
Sehr geehrter, wahlkämpfender Herr Landeshauptmann,
ich muss Dich leider mit einer Passage aus meinem Buch „Die Burgenbürger“ belästigen, in dem ich Dir immerhin die Ehre gegeben habe, als Pinz Joe neben Onkel Fred die zweite Hauptfigur zu sein. Während Fred Sinowatz, der ewig Verkannte, in unseren Herzen aber längst Etablierte, die letzte Figur der burgenländischen Sozialdemokratie war, die Herausforderungen angenommen hat aus dem Geist ihrer selten korrumpierbaren, sozialen und humanistischen Idee heraus, fühle ich mich von Deinem nun eingeschlagenen Weg des Populismus nur angewidert! Fekters Demokratieverständnis ist eine Katastrophe, klar, aber dass auch Du nun die politische, intellektuelle und menschliche Katastrophe in deinem Hirn und dem Deiner Partei etablierst, dass Du bewusst einen Weg einschlägst, der sich von den Blauen rhetorisch schon nicht mehr unterscheidet, ist schlichtweg blamabel!
Die Geschichte spielt in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts im Steinbruch von St. Margarethen, Pinz Joe und Onkel Fred sind als Zeitreisende unterwegs:
Auf der Baustelle herrschte ein Wirrwarr an Stimmen und Sprachen. Fred schnappte Brocken von Tschechisch, Slowakisch, Ukrainisch, Rumänisch, Ungarisch, Serbisch, Kroatisch, Slowenisch, Italienisch und sogar Türkisch auf. Lediglich die Herren Architekten und Spezialisten bedienten sich der deutschen Sprache. Sieht nach einem frühen Beispiel für Arbeitsmigration aus, sagte Fred, schau dir diese Leute an, das ist ja entsetzlich!
Man stieß auf einen Arbeiter, dem ein heruntergefallener Steinblock den Kopf so tief in den Kragen gedrückt hatte, dass er im Inneren seines Brustkorbes verschwunden war. Seine Zigarette hing noch dort in der Luft, wo sie sich vor dem Unfall befunden hatte. Dennoch schichtete er unbeirrt Block auf Block in den frischen Mörtel und schien auch weiterhin genüsslich an seiner Zigarette zu ziehen. Einem anderen fehlten beide Unterarme, also hielt er mit den Füßen Hammer und Stemmeisen. Dabei erging er sich in ausladender Sehnsucht und pfiff eine Weise aus der fernen Bukowina. Ein Dritter war an dem feinen Staub des Sandsteines erblindet. Das stellte insofern kein Handicap dar, als er den Weg, auf dem er die schweren Sandsteinblöcke vom Sandbruch zur Baustelle schleppte, ohnedies auswendig kannte. Einem Vierten hatte es bei einer Sprengung sämtliche Gliedmaßen weggerissen. Jetzt war von ihm nur noch der Torso mit einem halben Kopf da. Er gab mit kontratenoraler Stimme den Takt für jene vor, die an den Seilen standen und die Sandsteinblöcke in schwindelerregende Höhen hievten. An jenen Stellen arbeiteten und zogen im Übrigen jene Arbeiter, die in Ausübung ihrer Profession der Beine verlustig geworden waren.
Ich werde bei der Bauaufsicht Beschwerde einlegen, sagte Fred schnoddrig, das ist ja schlimmer als in den Kohlegruben der Manchesterkapitalisten! –Was willst du dich beschweren, Onkel Fred!, sagte Pinz Joe, dem diese geschundenen Kreaturen ja immerhin auch leidtaten, willst du denn wirklich auch noch ein zweites blaues Auge? Ja, und Arbeitsplätze nehmen sie uns auch weg, ob geschunden oder nicht, dachte er dann, ich bin halt, was solls, für einen ordentlichen Sozialnationalismus! Er war sich aber nicht sicher, ob er das laut sagen sollte, er war sich bei Onkel Fred überhaupt nicht mehr sicher. Diese Anachronisten der sozialen Idee, dachte er, diese allzu beseelten Kümmerer, diese rührigen Direktempfinder, diese Menschheitsretter gar, die sind überhaupt irgendwie unberechenbar, mögen sie hundertmal Bundeskanzler und Parteivorsitzende gewesen sein, Rührseligkeiten in der Politik sind ein alter Hut; wahrscheinlich ist er ja auch deshalb nur drei Jahre Bundeskanzler gewesen!
Gewiss, das ist „nur“ Literatur – und ein Arbeitsmigrant ist noch kein Asylsuchender. Dennoch geht es in beiden Fällen um Haltungen, die entweder mit einem konstruktiv-solidarischen, deshalb ja nicht unkritischen Geist etwas zu tun haben – oder mit dem Schüren einer Gesinnungsbarbarei, von der wir glaubten, sie gehöre eigentlich der Vergangenheit an.
Aber vielleicht überlegst du es Dir ja, werter Landeshauptmann von Burgenland, und besinnst Dich auf jene Werte, mit denen Du als angeblicher Sozialdemokrat eigentlich aufgewachsen sein solltest! Ich übersehe nicht, dass im noch rechteren Gefilde der Parteienlandschaft die politische Kultur um nichts weniger katastrophal ist. Dennoch, Herr Landeshauptmann, bist Du in erster Linie verantwortlich für das geistige Klima in Deinem Land und die Achtung gewisser Standards, zu denen nun einmal Kleinigkeiten wie die Genfer Konvention, die Menschenrechte und das Recht auf Asyl verfolgter Menschen gehören.
Mit besten Grüßen
Peter Wagner
Litzelsdorf, am 5. Jänner 2010
Erschienen in "Der Standard", 8.1.2010 und in der
BVZ
Interview mit Peter Wagner auf derStandard.at
"Niessl hat den Schmäh von Haider übernommen"
VON S. JUNGNIKL UND R. SCHÜLLER | 05. Mai 2010, 18:36
Der Autor und Regisseur Peter Wagner erklärt, warum im Burgenland
"das Welt-bild mitunter beim Acker aufhört"
Peter Wagner ist ein Unbequemer. Der burgenländische Autor
und Regisseur hat mit seiner Aktion "unserburgenlandistanders"
dazu aufgerufen, bei der Volksbefragung zum Asylzentrum in Eberau
ungültig zu stimmen und sich gegen "populistische Angstmacherei"
ausgesprochen. Im Interview mit derStandard.at erklärt Wagner,
was er von der burgenländischen Politik hält und warum
er sich wünscht, dass die SPÖ die Absolute nicht mehr
erreicht.

derStandard.at: Sie haben dem burgenländischen
Landeshauptmann Hans Niessl einen Offenen Brief geschickt (hier
zum Nachlesen). Warum?
Peter Wagner: Ich hab mit Niessl vergangenen August
gesprochen. Da hat er gesagt, er wird die FPÖ Burgenland bei
der Wahl auf unter zehn Prozent drücken. Und ich hab ihm geantwortet,
das wird nur gehen, wenn er sie rechts überholt - was er mittlerweile
ja probiert. Damals hat er nur mit den Zähnen geknirscht und
sich weggedreht. Dann kam die überfallsartige Aktion der Innenministerin
Maria Fekter mit dem Asylzentrum in Eberau, und da hab ich erkannt,
dass das für Niessl ein willkommener Emotionalisierungsfaktor
war.
Von Anfang an hat er dieses Thema begierig aufgegriffen. Dieser
"Überfall auf das Burgenland" durch die Innenministerin
wurde zu seiner Programmatik. Er hat nie eine Alternative angeboten,
und immerhin war er damals Chef der Landesleutekonferenz. Er hat
nur auf brutale Abwehr gesetzt, aus rein wahltaktischem Kalkül.
derStandard.at: Hat Fekter Niessl mit der Aktion
die Absolute ein weiteres Mal gesichert?
Wagner: Das wird man sehen. Ich neige einmal mehr
dazu, die Leute für klüger zu halten, als man es sich
gemeinhin vorstellt. Bei der zweiten Volksabstimmung zu diesem Thema
gab es im Südburgenland nur 27 Prozent Wahlbeteiligung: In
einem Land, in dem sich die Menschen zum wählen die Sonntagskleidung
anziehen und das bei der Bundespräsidentenwahl die höchste
Beteiligung hatte.
derStandard.at: Wie wird sich die Fekter-Überrumpelung
auf VP-Kandidat Steindl auswirken?
Wagner: Problem ist, dass er kein öffentliches
Profil hat. Zumal Niessl den Schmäh von Jörg Haider übernommen
hat, wie aus der Opposition heraus zu agieren, obwohl man in der
Regierung sitzt. Immer angriffig zu sein. Unter dem Rockschoß
der Sozialdemokratie will er den Burgenländern dieses "Wir
sind wir"-Gefühl einimpfen, dieses "Wir lassen uns
von niemanden etwas sagen". Und bei diesem Paradoxon steht
der Steindl in der Mitte, und weiß nicht, in welche Richtung
er soll.
derStandard.at: Sie beschreiben in "Die Burgenbürger"
eine Zeitreise des Burgenlandes und verwenden darin zwei hauptsächliche
Rollen: die historische in Form von Fred Sinowatz und die gegenwärtige
Rolle in Form von Faymann und Niessl. Was hatte Sinowatz, was die
beiden nicht haben?
Wagner: Sinowatz hatte eine große Intuition
für die Dynamik seiner Zeit. Die Leute wollten nichts mehr
wissen vom Krieg, Aufbau hat dominiert, besonders im Burgenland.
Da hat er Angebote gemacht, als Unterrichtsminister auch für
ganz Österreich, die der Sozialdemokratie entsprochen haben:
Bildung, Kunst und Kultur für alle, Schülerfreifahrten.
Das Burgenland wurde von einem agrarischen Land zu einem fast-bürgerlichen.
Das hat sich auch in der Bundespolitik manifestiert. Und wer hat
den Sinowatz dann abgelöst? Vranitzky. Ein Banker. Den ich
zwar schätze, aber als einen der ersten Selbstverweigerer der
Sozialdemokratie sehe.
Faymann repräsentiert in diesem Prozess die momentane Spitze.
Er ist die Symbolfigur einer Sozialdemokratie, die mit sich selbst
und ihren Inhalten so merkwürdig unbewusst umgeht. Man hat
das Gefühl, es wird Linie konstruiert und nicht mehr gelebt.
Man schafft es nicht, die Angst vor den Zensuren der Öffentlichkeit
zu überwinden. Dabei wäre das das einzig subversive Modell,
gerade auch gegen den Boulevard.
derStandard.at: Wie groß ist dabei die Rolle
der Boulevardmedien?
Wagner: Das ist leider der Punkt dieser demonstrativen
Selbstaufgabe. Wenn Heinz Fischer im laufenden Wahlkampf zögerlich
sagte, er werde auch der Kronen Zeitung trotzen, und sich dabei
mutig vorkommt, ist das ein schlechtes Zeichen. Schlimmer ist nur
noch das Anbiedern anderer, wie eben auch von Niessl.
derStandard.at: Aber kommt er deswegen mit seinen
Inhalten durch?
Wagner: Das ist die Frage: Zu glauben man nutzt
die Macht der Massenmedien, ohne das faktische Ergebnis zu kennen.
derStandard.at: Ursula Plassnik, Wolfgang Schüssel
haben sich gegen die Kronen Zeitung gewehrt und wurden dann zumindest
medial abgewatscht.
Wagner: Das ist das Interessante, dass die Konservativen
da eine andere Standfestigkeit haben. Den fehlenden Widerstandsgeist
mache ich der Sozialdemokratie ja zum Vorwurf. Denn sie wäre
die einzige Bewegung, die durch ihre Strukturen mobilisieren könnte.
Die FPÖ mobilisiert mit ganz anderen Verfänglichkeiten,
aus schwelenden Konflikten heraus. Die Sozialdemokratie hätte
die Möglichkeit, beispielhaft zu arbeiten und ihre Funktionäre
auch zu binden.
Beispiel Eberau: Die Leute haben nicht zwischen Wirtschaftsflüchtlingen
oder Asylwerbern unterschieden, die Partei hat nicht aufgeklärt,
weil die Funktionäre nicht aufgeklärt wurden. Ich habe
in ORF.at von einer Veranstaltung der SPÖ in Oberwart glesen,
da sagt einer in die Kamera des ORF hinein sagt, "das sind
alles zu 99,9 Prozent Gsindl." Diese Aussage blieb, obwohl
als Schlagzeile groß dastehend, unwidersprochen. Bei einer
Diskussionsveranstaltung Wochen später mit Niessl und mir steht
ein Mann auf und sagt, dass es doch die Möglichkeit gäbe,
die Asylwerber - bis zu einer guten Integration - mit einem Chip
unter der Haut zu versehen. Da hab ich dann zum Niessl gesagt: "Sag
jetzt bitte was, du bist immerhin der Landeshauptmann!"
derStandard.at: Und?
Wagner: Er hat mit angekeift: "Sag doch selber
was!" "Nein", hab ich geantwortet, "verstehst
du das nicht: Du bist der Landeshauptmann, von dir müssen die
Worte kommen, als Landeshauptmann hast du auch moralische Instanz
zu sein." Er ist ja ein unglaublich unflexibler und unspontaner
Typ. Ich hab ihn dann auf das Pult gestoßen und er hat was
gesagt. Aber so wirklich wollte er nicht. Das ist eben die Haltung:
Lassen wir die Emotionen kommen, egal welche, Hauptsache, sie nützen
mir.
derStandard.at: Aber wird so mancher Wähler,
der Ausländer nicht mag, nicht eher zum Schmied (FPÖ)
gehen als zum Schmiedl (SPÖ)?
Wagner: Würde ich annehmen. Das merkt man
auch daran, dass von der FPÖ kaum Statements kommen. Die merken
allzu genau, dass sie am besten gar nichts tun. Der Niessl strampelt
in der populistischen Not, in der er sich befindet und in die er
sich selbst hineinmanövriert hat. In einer der letzten Landtagssitzungen
ist der FP-Chef Johann Tschürtz an das Rednerpult gegangen
und hat gesagt: "Was Sie hier an Populismus abliefern, Herr
Niessl, ginge sogar mir zu weit". Diese Häme!
derStandard.at: Niessl wird gerne als "Landesfürst"
bezeichnet, Mensdorff-Pouilly ist in seiner Heimatgemeinde Luising
ein angesehener "Graf". Warum neigen die Burgenländer
eigentlich so zur Unterwürfigkeit?
Wagner: Das Burgenland ist das einzige Land, in
dem es keinen Bauernaufstand gab. Die alten feudalen Strukturen
sind bis zu einem gewissen Grad geblieben. Alles wird von oben bestimmt,
so funktioniert es heute noch und so erwarten es auch viele noch.
Wir haben keine Gesprächs- oder Diskussionskultur. Das Land
besteht aus Mikroeinheiten, den Dörfern. Als ob das Burgenland
nicht als Landeseinheit bestünde, sondern aus einer Vielzahl
dieser dörflichen Biotope.
Seit 1921 Gendarmen aus Niederösterreich und der Steiermark
kamen, um das Burgenland gegen die ungarischen Freischärler
zu besetzen, erzählt man sich eine Episode, wonach einer dieser
Gendarmen einen Burgenländer auf einem Feld getroffen habe.
Er hat ihn gegrüßt und ihn gefragt: "Wo sind wir
denn da? In Ungarn, oder noch in Österreich?" Geantwortet
hat der Bauer mit: "Wissen Sie, das weiß ich nicht so
genau. Wir sind da bei uns". Das Bild über die Welt hört
mitunter beim Acker auf. Der Kosmos bewegt sich in dieser Überschaubarkeit.
Man kann es sich schwer vorstellen, aber zu Ende der Leibeigenschaft
war diese Tatsache für viele Bauern eine Katastrophe: Plötzlich
frei zu sein. Mit dieser Freiheit etwas anzufangen. Plötzlich
gab es keine Sicherheit mehr, keine Gewissheit. Und es hat sich
dann auch sehr spät so etwas wie ein selbstbewusstes und politisches
Bürgertum entwickelt.
derStandard.at: Welche Auswirkungen hatte das auf
die Politik?
Wagner: Die feudale Abhängigkeit einer agrarischen
Gesellschaft hat sich von den Fürsten weg zu den Parteien gerichtet.
Selbst nach der Katastrophe des 2. Weltkrieges wollten sich die
meisten noch immer in irgendeine Richtung binden. Und sind bei den
politischen Parteien gelandet - bis vor zwanzig Jahren gab es ja
nur SPÖ und ÖVP, und die waren mit der Situation absolut
zufrieden.
derStandard.at: Wie wird die Wahl ausgehen?
Wagner: Ich wünsche mir, dass die SPÖ
die Absolute verliert. Und aus diesem Grund anfangen muss, in sich
und mit den anderen zu arbeiten. Es wäre eine Katastrophe,
wenn der Niessl mit seinem populistischen Zauberlehrlingsgehabe
recht behielte. Wenn wir Demokratie ernst nehmen, müssen wir
folgerichtig wollen, dass die Kräfte zueinander finden. Im
Moment ist die politische Seite des Landes durch Hass vergiftet,
nämlich ganz im Gegensatz zu jener Gutmütigkeit, die dem
Burgenländer so gerne unterstellt wird.
(nik, rasch, derStandard.at, 5.5.2010)
Termin: Peter Wagner liest am Donnerstag, 6. Mai, 20 Uhr, in der
Festwirtschaft in Wien, Arndstraße 88, mit musikalischer Begleitung
aus seinem Buch "Die Burgenbürger".
SPÖ IM EBERAU-FIEBER
Kleiner Mann – was nun?
Burgenlands Landeshauptmann hat sich für das kleinliche, wadlbeißerische Keifen entschieden
Hans Niessl hätte ein ganz Großer werden können. Dazu hätte er nur seinem bisherigen Ruf, ein staubtrockener Pragmatiker zu sein, gerecht werden müssen. Es hätte genügt, die nach der Eberau-Abstimmung sichtbar zerrupfte Innenministerin endgültig zu demütigen durch die Ankündigung, sich nunmehr mit den sieben vernunftgeleiteten Landeshauptmannkollegen zusammenzusetzen, um in der Asylsache mit kühlem Kopf endlich Nägel mit Köpfen zu machen.
Der burgenländische Landeshauptmann hat sich anders entschieden: für das kleinliche, wadlbeißerische Keifen. Die Plattform “Unser Burgenland ist anders” warnt zu Recht vor weitreichendem Kollateralschaden durch weitere Volksbefragungen und Unterschriftensammlungen im Umfeld des Landtagswahlkampfs. Für die gesamte SPÖ, deren Parteihymne ja immer noch inbrünstig den Kampf ums Menschenrecht beschwört, ist es zutiefst beschämend, dass ein solcher Ordnungs- und Warnruf nicht schon längst aus ihrer eigenen Mitte ertönt ist.
Man braucht nicht unbedingt den alten Goethe gelesen zu haben. Aber schaden kann es nicht, sich die Fährnisse des schamlosen Populismus zu vergegenwärtigen. “Welch entsetzliches Gewässer”, jammert der Zauberlehrling, “Herr und Meister, hör mich rufen!” Spätestens dann wird wohl selbst Werner Faymann den Hans Niessl mit Hans Fallada fragen müssen: “Kleiner Mann – was nun?”
Wolfgang Weisgram, DER STANDARD – Printausgabe, 26. Februar 2010
Kommentare, Reden, Offene Briefe (Auswahl)
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