Peter Wagner Fledermäuse
Eine Inszenierung
von Peter Wagner
Uraufführung am 8. September 1989 im Theater Am Ort im Innenhof
Besetzung:
King Ego – Peter Wagner; Spiegel – Iris Mündl;
Silberne Frau – Irene Koller-Bertha; Rote Frau – Marika
Bertha; Schwarze Frau – Ingrid Koch ; Tschakkel 1 – Ernst
Eigenbauer; Tschakkel 2 – Wolfgang Horwath ; Lena – Solveig
Höller; Kameramann – Hans Panner;
Technik: PASS, Joe Schneider;
Produktionsleitung: Hans Panner; Licht: Gerhard Duffek; Video-Technik:
Hans Peindl; Bühnenbauten: Harald
Staber, Hans Panner, Peter Wagner, Gerhard Duffek, Igor, Friedl Eigner;
Requisitenkoordination: Ernst Eigenbauer
Musik, Bühne und Regie: Peter Wagner

TRÄUME DER MITWIRKENDEN WÄHREND DER PROBENZEIT
Traumprotokoll II
- ich gehe für dich durch eine lange nacht ...
ich erinnere
mich an eine ziemlich steile böschung, die
getragen wurde von wilden gräsern – und in den toten
bäumen stand die stille –
vor mir ging „hans“ mit vorsichtigen schritten – am
gipfen der böschung hockte „peter“ in einem kleinen
holzleiterwagen und sein blick zeigte eine neue entschlossenheit – ich
versprühte die unbekannte süßigkeit des bösen,
als ich lautlos hinter hans stehen bliebe – seine fallenden
worte: seht, diesen baum, wir wollen ihn mitnehmen ... wächsern
und unbeweglich lag dieser baum mit seiner krone talabwärts –
von nun an passierte alles mit schwimmenden bewegungen: der bauch
des baumes öffnete sich und seine rinde fiel – wie seufzer – ich
empfand die zärtlichkeit dieser bewegung - - diese decke aus „sich öffnen“, „sich
schließen“ – verlorenes fließen ...
auf einmal erwachte ein schrei in mir: der baum hat furchtbare schmerzen!
aus peters augen entsprang ein heißer wüstensand: so streichle
ihn doch! mein gesicht löste sich: alleine schaffe ich es nicht,
hilf mir bitte! peter rollte in seinem holzleiterwagen daher ---
unsere hänge glitten in den bauch des baumes – dort waren
sie aufgenommen und verloren --- gewiegt im rhythmus seines atems,
dem langsamen pulsieren, das klagen – der zweigesang der durch
unsere knochen strich --- und vom fieber seine eingeweide verzehrt
...
Irene Koller-Bertha, 12. 8. 1989
Traumprotokoll IV
7.15 Uhr
Wir sitzen herum und warten auf die Probe, die nicht anfängt.
(Dienstag, 12 Uhr) Laufend muss jemand aufs Klo, einige spielen karten
usw. Vor der Bühne stellen wir Sesselreihen auf, hinter den
Sesseln sind kleine Wägelchen angebracht, von denen Brigitte
behauptet, sie hätte sie extra für uns gekauft. Sie sehen
aus wie die Kohle-Bergbau-Wagen. In diesen Wagen sollen wir unsere
Schuhe und unser Gewand geben, da wir barfuß spielen
werden. Drei Freunde von mir kommen auf „Gemma-Bäume-Schauen“-Besuch.
Einer war schon einmal da. Auf die Frage, ob sich in der Zwischenzeit
im Hof viel getan hat, kriege ich keine Antwort. Ich werde fürchterlich
zornig, da ich mich durch ihn provoziert fühle, und verjage
ihn und meine zwei Freunde mit einer Eisenstange.
Wir warten (komplett) auf die Probe, Peter kommt nicht daher. Wir
sortieren die Sessel nach ihren Aufschriften (laut Hans). Die letzten
4 Aufschriften sind Österreich, Ungarn, Sowjetunion und China.
Es ist dabei ziemlich hektisch und eng. Außerdem beschließen
wir, Peter mitzuteilen, dass wir nicht ohne Schuhe spielen wollen,
wobei nicht klar ist, wer ihm das sagen soll.
Endlich kommt Peter. Ich teile ihm das mit den Schuhen mit. Er erklärt,
dass es jetzt ziemlich heiß ist und am Abend jedoch immer kühl,
sodass wir jetzt ohne Schuhe spielen müssen, um das irgendwie
auszugleichen.
Dabei hatte es ursprünglich geheißen, wir müssen
ohne Schuhe spielen, weil es so kalt war.
Ein alter Mann schlurft auf dem Gehsteig daher. Hinter ihm liegt
eine (weiße) Frau mit Kopfschuss in einem Leiterwagerl. Sie
ist bei Bewusstsein, jammert ein bisschen und hält sich den
Bauch. Ich sage noch „Rudersdorf Rettung 71444 Notarzt“ .....
Ernst Eigenbauer, Montag, 4. September 1989

Inszenierungen Bühne Peter Wagner
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